Als Kaffeeliebhaber und Röster bin ich immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Möglichkeiten. Es ist mir wichtig meine Fähigkeiten zu verbessern und zur Perfektion zu bringen. Deshalb war es mir ein Anliegen, die Menschen kennenzulernen, die am Anfang eines jeden guten Kaffees stehen, um von ihnen zu lernen. Dahinter steht aber nicht nur ein professionelles Interesse, sondern vor allem auch ein persönliches, emotionales. Es ist für mich ein Zeichen des Respekts gegenüber den Kaffeebauern ihre Arbeit wertzuschätzen und mehr über ihre persönlichen Geschichten zu erfahren.
So machte ich mich im letzten Jahr mit einer Gruppe von 20 anderen Interessierten, auf die Reise in das, vom Umami Verband organisierte, „Barista Camp“. Dieses fand vom 27. November – 7. Dezember 2016 in Honduras statt. Eins vorweg: Es wird auf keinen Fall das letzte Mal gewesen sein, dass ich solch eine Reise unternommen habe. Der Umami-Verband ist ein Zusammenschluss von italienischen Kaffeeexperten, die es sich zum Ziel gemacht haben, die Kaffeekultur weiter zu verbreiten und zu fördern. Ziel des „Barista-Camp“ war es, die einzelnen Schritte des Kaffeeanbaus und der Verarbeitung durch praktische Arbeit auf den kleinen Kaffeeplantagen näher kennenzulernen
Die Reise startete mit einem Besuch im Beneficio Santa Rossa. Die Beneficio ist eine der wichtigsten kommerziellen Standorte zur Weiterverarbeitung von Rohbohnen in der Region Copán. Hier wird der, von den umliegenden Kaffeebauern gelieferte Kaffee, im industriellen Rahmen weiterverarbeitet. Es war eine interessante Erfahrung aus nächster Nähe zu erleben, wie riesige Mengen von rohen Kaffeebohnen verladen und auf die anschließende Trocknung vorbereitet werden.
Eine vollkommen andere Erfahrung gab es bei den nächsten Stopps bei den Familienbetrieben der Kooperative Capucas. Diese ist Teil der Region Copán, welche im Osten des Landes liegt. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir „Pancito“ und Jose Omar Rodriguez; beide wirklich tolle Menschen. Omar, ein freundlicher und passionierter Kaffeebauer, betreibt eine Plantage die schon seit 60 Jahren in Familienbesitz ist. Er ist außerdem der Kopf hinter dem Projekt „Las Capucas“, welches sich für die Unterstützung der Region Copán einsetzt und versucht die Arbeitsbedingungen der dort lebenden Bauern zu verbessen.
Er baut seine Kaffee direkt an den Hängen eines Bergs an. In dieser malerischen Umgebung konnten wir alles über die Pflanzung der Kaffeebohnen erfahren. Mit einer kleinen Harke und einem Sack voller Bohnen bewaffnet durften wir uns auch einmal als richtige Kaffeebauern versuchen und selbst einige Pflanzen sähen. Außerdem haben wir bei der Ernte der Kaffeekirschen und ihrer Entkernung geholfen. Es ist schon wirklich unglaublich mit welcher Schnelligkeit und Präzision die Erntehelfer die einzelnen Kaffeekirschen pflücken. In der Zeit in der ich eine Hand voll Bohnen gepflückt hatte, waren die Körbe bei ihnen schon längst voll.
Pancito ist ein Mann mit einer wirklich beeindruckenden Geschichte. Im Jahr 1967 verlor er bei einem Einsatz im Militärdienst seinen linken Arm. Nachdem er wieder in sein Land zurückgekehrt war beschloss er, sein Leben komplett umzukrempeln. Mit dem Wenigen was er besaß, baute er sich die Plantage vollständig selbst auf. Mit der Zeit ist sein Familienbetrieb stetig gewachsen und so konnte er sich mit den Jahren ein Leben als Kaffeebauer aufbauen und betreibt seine Plantage nun schon mehr als 20 Jahre. Im Jahr 2011 wurde sein Kaffee als bester der Region Copán ausgezeichnet.
Am letzten Tag der Reise besuchten wir das 1970 gegründete Instututo Hundureno del Café. Eines der größten Institute zur Förderung der Kaffeekultur in Honduras, welches sich mit sozialverträglichem-Kaffeeanbau und fairen Wettbewerbsbedingungen für Kaffeebauern beschäftigt. Hier hatten wir außerdem die Möglichkeit Qualifikationen nach dem Standard der Speciality Coffee Association Europe (SCAE) zu erwerben.
Auf der gesamten Reise konnte ich natürlich unzählige leckere Kaffees probieren. Eine der Plantagen hat sogar ihren Kaffee sogar direkt vor Ort verarbeitet. Während ich meinen Espresso genoss, konnte ich mir also gleichzeitig die Kaffeekirschen anschauen, aus denen er entstanden ist. Dieser und viele andere Momente machen diese Reise zu einem besonderen Erlebnis. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, die trotz den teilweise schwierigen Bedingungen, ihre Begeisterung für ihre Arbeit nicht verloren haben. Außerdem ist mir klargeworden, wie wichtig es ist, mehr Interesse für speciality coffees und direkten Handel zu zeigen. Denn hierbei bedeutet ein höherer Preis für Kaffee auch eine bessere Bezahlung für die Bauern. Dies gibt ihnen, neben besseren Lebensbedingungen, auch die Möglichkeit sich und ihre Kinder weiterbilden zu können. Ich möchte deswegen durch weitere Reisen meine Bindung zu den Kleinbauern stärken, eine faire und nachhaltige Kaffeekultur zu stärken und diesem auch meinen Gästen und Kunden zu vermitteln.
Kaffee von Omar und Pancito sind bereits auf dem Weg in unsere Rösterei und können bald entweder bei Passione Espresso in der Espressobar genossen oder in unserem Online-Shop bestellt werden.